Gestapelte Münzen und stilisierte Weltkugel

Internationale Rechnungslegung: Umbrüche und Herausforderungen

Die Internationale Rechnungslegung steht vor einer Zeitenwende: Klassische Finanzthemen bleiben bedeutsam, aber zugleich rücken neue Entwicklungen in den Bereichen Nachhaltigkeit, Digitalisierung und Transparenz in den Fokus von Bilanzerstellern und Adressaten.

Hinzu kommen wirtschaftliche Unsicherheiten wie Handelskonflikte und kriegerische Auseinandersetzungen. Neue Standards sind in Planung, bereits bestehende teilweise komplex und damit anspruchsvoll in der Anwendung. Nicht zuletzt bilden sich Schnittstellen zwischen verschiedenen Bilanzregelwerken heraus, die in der kaufmännischen Berichterstattung miteinander verknüpft werden müssen.

Wandel in der Internationalen Rechnungslegung und seine Treiber

Herausfordernd war die Internationale Rechnungslegung für Kaufleute und Bilanzleser schon immer, sei es durch neue Regelsetzungen von Seiten des IASB (wie derzeit IFRS 18) oder durch bestehende Standards, die aufgrund ihrer komplexen Regelungen teilweise schwierige Umsetzungsfragen aufwerfen. Dies gilt z. B. für die Klassifizierung und Abbildung mancher Finanzinstrumente nach IFRS 9 oder die Bemessung beizulegender Zeitwerte nach IFRS 13.

Hinzu kommen nun neue Entwicklungen, die mit erheblichen Umwälzungen einhergehen. Ein bedeutsamer Treiber ist die Nachhaltigkeitsberichterstattung. Die darauf abzielenden IFRS Sustainability Disclosure Standards und die mit ihr einhergehenden Anforderungen, wie die Integration der Nachhaltigkeitsberichte in die übrige Rechnungslegung und die Konsistenz mit finanziellen Bilanzgrößen, sind Themen, die von den Bilanzerstellern größte Aufmerksamkeit verlangen.

Ein weiterer Treiber ist die Digitalisierung, die Themen wie die maschinenlesbare Berichterstattung und die Qualitätssicherung in digitalisierten Abschlüssen relevant werden lässt.

Hinzu kommen wachsende gesamtwirtschaftliche Unsicherheiten aufgrund geopolitischer Krisenherde, Zollkonflikte und Inflationsrisiken – Rahmenbedingungen, die erhebliche Auswirkungen auf die Anwendung internationaler Rechnungslegungsnormen haben können: Wertminderungstests nach IAS 36 sind hier zu nennen, aber auch Risikoeinschätzungen von Finanzinstrumenten (IFRS 9) und die Schätzung von Zeitwerten (IFRS 13) in volatilen Marktumfeldern.

Nicht zuletzt nehmen international aufgestellte Unternehmen eine wachsende Notwendigkeit wahr, unterschiedliche Rechnungslegungssysteme nicht nur parallel anzuwenden, sondern auch konsistent aufeinander abstimmen zu müssen. Hier gilt es im Zusammenspiel z. B. von IFRS, US-GAAP und ESRS in der EU, Bewertungsansätze in Einklang zu bringen, Widersprüche in den einzelnen Berichterstattungen zu vermeiden und Belastungen aufgrund von Mehrfachberichterstattungen mittels Synergien zu reduzieren.

Internationale Rechnungslegung in der aktuellen BFuP

Angesichts dieser bedeutenden Fortentwicklungen und Friktionen widmet sich die aktuelle Ausgabe der BFuP dem Thema „Internationale Rechnungslegung“ und greift zahlreiche relevante Einzelfragen auf. Zu nennen sind hier die Möglichkeit der Digitalisierung der Abschlusspolitik im Kontext von Unternehmensakquisitionen und der Kaufpreisallokation nach IFRS 3 sowie die Abbildung von unternehmenseigenen Kunstsammlungen im IFRS-Abschluss. Zudem wird untersucht, ob multinationale Unternehmensgruppen Adressaten über die Einhaltung von Steuertransparenzregeln in ihrer IFRS-Rechnungslegung informieren sollten. Weitere Themen sind Strategien der Handhabung von Marktpreisrisiken und ihre jeweilige Abbildung im Rahmen des „hedge accounting“ gemäß IFRS 9 sowie der derzeitige Stand der Berichterstattung der DAX-40-Unternehmen über den Umgang mit ESG-Risiken.

Autor: Prof. Dr. Michael Olbrich, Mit-Herausgeber der BFuP

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