Ergebnisse der StB-Prüfung 2022/2023

Die Ergebnisse der StB-Prüfung 2022/2023 sind veröffentlicht worden. Alexandra Kandler, Steuerberaterin und Lehrgangsleitung des Steuerrechts-Instituts KNOLL hat für uns die aktuellen Zahlen analysiert:

Deutlich geringere Bestehensquote als in 2021/2022

Im letzten Jahr haben wir noch über eine Quote von 58,4 % applaudiert, während man das Ergebnis der im Juni dieses Jahres abgeschlossenen Steuerberaterprüfung fast verschweigen möchte. Die bundesweiten Ergebnisse der Steuerberaterprüfung 2022/2023 verkünden mit einer Bestehensquote von 45,1 % das zweitschlechteste Prüfungsjahr der letzten 10 Jahre. Im Vergleich zur Vorjahresquote liegen wir um über 13 (!) Prozentpunkte schlechter als im Vorjahr.

Hinsichtlich der Zulassungsanträge sind die Zahlen mit 5.007 zur Prüfung zugelassenen Anwärter:innen zwar um 9,3 % geringer als im Rekord-Vorjahr, steuern jedoch mit einer minimalen Veränderung nach oben gegen den Abwärtstrend der letzten 5 Jahre, insbesondere wenn man bedenkt, dass sich aufgrund der hohen Bestehensquote des Vorjahres weniger Wiederholer unter den Zulassungsanträgen befinden.

Unerwartete Prüfungsaufgaben – Gestiegene Rücktrittsquote vor und während der Prüfung

Die schriftlichen Prüfungsaufgaben des Jahres 2022 sind von aus Vorjahren gewohnten Standards abgewichen und waren daher kein Zuckerschlecken für die Prüflinge. Wer hier nicht mit Klausurroutine und Selbstbewusstsein in die Prüfung gegangen ist, konnte unter diesen Bedingungen sein vorhandenes Wissen nur erschwert abrufen. Die Quote der Rücktritte während der Prüfung von 12,6 % ist ein Indiz hierfür und übersteigt auch die 10-Jahresquote von 11,9 %. Zählt man die Rücktritte vor der Prüfung von 11,4 % hinzu, sind insgesamt 22,5 % der zur Prüfung zugelassenen Teilnehmer:innen (vor oder während der Prüfung) zurückgetreten! Die Steuerberaterprüfung gilt bei Rücktritt (im Gegensatz zu den meisten anderen Prüfungen) als nicht abgelegt, daher wird die Bestehensquote an den Teilnehmer:innen bemessen, die die schriftliche Prüfung ordnungsgemäß abgelegt haben. Bezieht man aber alle Teilnehmer:innen ein, die zur Prüfung angetreten sind (also auch jene, die während der Prüfung zurückgetreten sind), würde sich in diesem Jahr eine tatsächliche Bestehensquote von lediglich 39,4 % ergeben.

788 weniger neu qualifizierte Steuerberater:innen als im Vorjahr – Nachwuchssorgen des Berufsstands

Der Berufsstand muss weiter um Nachwuchs ringen, denn eine schlechte Bestehensquote bedeutet eben auch weniger potenzielle Steuerberaterinnen und -berater. Lediglich 3.878 Kandidat:innen (Vorjahr: 4.349) haben im Prüfungsjahr 2022/2023 die schriftliche Prüfung im Oktober 2022 abgelegt. Davon haben nur 1.750 Kandidaten – 788 weniger als im Vorjahr (2.538) – die Prüfung bestanden und unterschreiten den 10-Jahresdurchschnitt von jährlich neu qualifizierten Steuerberater:innen von 2.097. Den höchsten Zuwachs kann die Kammer München mit 247 qualifizierten Kandidat:innen in 2023 verzeichnen, während die Kammer Mecklenburg-Vorpommern lediglich fünf neu qualifizierte Steuerberater:innen verzeichnen kann.

Bestehensquoten der Bundesländer stark unterschiedlich

Der regionale Vergleich der Steuerberaterkammern zeigt Unterschiede in den Bestehensquoten von bis zu 28,8 (Vorjahr 21,7) Prozentpunkten auf. Die Spitzenreiter des Vorjahres (Schleswig-Holstein, Nürnberg und Düsseldorf) wurden in diesem Jahr abgelöst von Niedersachsen mit einer Bestehensquote von 50,5 %, gefolgt von Brandenburg und Rheinland-Pfalz mit jeweils 50,0 %. Das Schlusslicht führt in diesem Jahr Mecklenburg-Vorpommern mit 21,7 % an und auch Berlin und das Saarland sind mit 25,7 % bzw. 35,7 % wie im Vorjahr unter den drei schlechtesten Quoten vertreten.

Grund zur Sorge?

Nein! Soweit Sie sich mitten in der Prüfungsvorbereitung befinden, sollte dies nur eines für Sie bedeuten: Sie sollten klausur-routiniert und selbstbewusst in die Prüfung gehen, so dass Sie auch im Falle von ungewohnten Prüfungsaufgaben Ihr Wissen mit der notwendigen Klausurtechnik bei den Standardthemen abrufen können.

Für jeden, der noch mit dem Ziel „Steuerberatertitel“ liebäugelt, sollte dies eher Ansporn und Motivation als Abschreckung sein. Der Berufsstand sucht Sie händeringend und der Berufstitel ist gefragter denn je. Ich kann Ihnen versichern, dass die Prüfung mit einer guten und konsequenten Vorbereitung machbar ist.

Sehen Sie sich die Ergebnisse der Steuerberaterprüfung 2022/2023 hier an!
(Quelle: Steuerberaterkammer Westfalen-Lippe)

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