Mündliche StB-Prüfung 2023 – Tipps für Ihren persönlichen Lernplan!

Die Vorbereitung auf die mündliche StB-Prüfung wird erfahrungsgemäß eher stiefmütterlich behandelt. Die meisten Lernpläne enden mit der ersten Hürde – der schriftlichen StB-Prüfung – obwohl damit erst 50 % der Prüfungsleistung geschafft ist. Das liegt zum einen an der bis zum letzten Quäntchen aufge­brauchten Energie und zum anderen an der Tatsache, dass man wieder vollständig vom Berufsalltag eingenommen wird. Eine effiziente, mit dem Berufsalltag vereinbare Vorbereitung ist gefragt!

Tipps für Ihren persönlichen Lernplan neben dem beruflichen Alltag gibt Ihnen Alexandra Kandler, Steuerberaterin, Lehrgangsleitung beim Steuerrechts-Institut KNOLL, in der aktuellen Ausgabe von NWB Steuer und Studium. Sie schafft Klarheit bzgl. der folgenden Fragen:

  1. Was sind die besonderen Herausforderungen in Bezug auf die mündliche Steuerberaterprüfung?
  2. In welche Phasen sollte ich meine Vorbereitung einteilen?
  3. Wie gestalte ich die einzelnen Vorbereitungsphasen möglichst effizient?
  4. Welche Bedeutung haben die Prüfungsprotokolle?

 

NWB Steuer und Studium ist der ideale Begleiter für alle Prüfungskandidaten in jeder Lernphase. So unterstützt die Zeitschrift Sie neben Ihren Kursunterlagen bestmöglich auch bei Ihrem letzten Schritt zum Erfolg! 

I. Besondere Herausforderungen des mündlichen Prüfungsteils

1. Strukturelle Herausforderungen

Die schriftliche Prüfung ist angesichts der erforderlichen Klausurtechnik [1] und sehr umfangreicher Fachgebiete sehr anspruchsvoll, allerdings mithilfe einer guten und konsequenten Vorbereitung relativ gut zu bewältigen. Im Gegensatz dazu ist die mündliche Prüfung eher unberechenbar. Die fachlichen Themen sind noch breiter gestreut und nicht nur im Steuerrecht verankert. Außerdem ist der Prüfungsablauf individuell von der jeweiligen Prüfungskommission geprägt. In diesem Prüfungsteil glänzen insbesondere Praktiker mit langjähriger Berufserfahrung, denn hier ist handwerkliches Wissen und die Verknüpfung der einzelnen Fachgebiete entsprechend der Sachverhaltslage gefragt. Essenziell ist zudem, aus den Fragen der Prüfer unmittelbar abzuleiten, auf welche Rechtsvorschriften abgezielt wird.

Die Vorbereitung muss dabei zwei separate Prüfungsformate mit ihren jeweils unterschiedlichen Anforderungen berücksichtigen:

  • Kurzvortrag [2]: fachliches Thema erarbeiten, Vortrag skizzieren und selbstbewusst vortragen;

  • Fragerunden: altes [3] und neues Wissen [4] abrufen, verknüpfen und sachverhaltsorientiert anwenden.

2. Fachliche Herausforderungen [5]

Die Prüfungsgebiete für die StB-Prüfung sind in § 37 Abs. 3 StBerG festgelegt. Davon erfasst die schriftliche Prüfung nur die dort genannten Teilziffern 1.–4. sowie das Bilanzwesen. Die mündliche Prüfung dagegen erstreckt sich auf alle acht genannten Teilziffern und hat somit vier zusätzliche Fachgebiete zum Inhalt: Wirtschaftsrecht (Handels- und Gesellschaftsrecht [6], Bürgerliches Recht [7], Insolvenzrecht [8] und Recht der Europäischen Union [9]), Betriebswirtschaft und Rechnungswesen, Volkswirtschaft [10] und Berufsrecht [11]. Während die einzelnen Prüfungstage der schriftlichen Prüfung klaren Prüfungsgebieten zugeordnet sind, kann in den sechs Fragerunden der mündlichen Prüfung ein Fachgebiet theoretisch ein- oder zweimal oder aber gar nicht geprüft werden. [12]

Auch das bereits angeeignete Wissen aus den Fachgebieten der schriftlichen Prüfung erfordert ein Update: So kann man bei Fragen zu den „alten“ Rechtsgebieten davon ausgehen, dass zu rund 75 % bekannte Standardthemen geprüft werden, die es aufzufrischen gilt. Dazu kommen jedoch noch aktuelle Themen und Gesetzesvorhaben aus diesen Rechtsgebieten, die immerhin zu 25 % in diesen Fragerunden thematisiert werden. [13]

Die beispielhafte Auswertung der Fragerunden von mehr als 300 bundesweit von Prüflingen gefertigten Protokollen der mündlichen Prüfungen vermittelt einen Eindruck darüber, zu welchem Anteil die Rechtsgebiete in der mündlichen Prüfung erfahrungsgemäß abgefragt werden und welche Relevanz die zusätzlichen Prüfungsfächer tatsächlich haben: Diese stellen im Durchschnitt nur Randthemen dar und werden bei weitem nicht in dem Umfang abgefragt, wie die Fächer der schriftlichen Prüfung. [14]

Allerdings könnten bestehende Lücken gerade in diesen Fachgebieten einen Kandidaten mit bereits wackeliger Note ins unwiderrufliche Aus befördern. Insbesondere eines der neuen Themengebiete bei der Prüfungsvorbereitung darf nicht vernachlässigt werden: das Berufsrecht. Das Berufsrecht wird mit großer Sicherheit auch Gegenstand Ihrer Prüfung sein! Schließlich gilt es der Prüfungskommission zu beweisen, dass sie ein gewissenhafter Steuerberater/eine gewissenhafte Steuerberaterin sind und wissen, welche Verpflichtungen dieser Titel mit sich bringt!

Beispielhafte Auswertung der Fragerunden anhand von Prüfungsprotokollen 2021/2022: [15]

II. Abgrenzung der Vorbereitungsphasen

Das besondere Format unter Einbeziehung der für die mündliche Prüfung notwendigen Fachgebiete erfordert eine spezielle, strukturierte Vorbereitung – und dies insbesondere auch deswegen, da die Lernphase während der Berufstätigkeit, neben dem Familienleben und bei einer höchstens kurzen Freistellungszeit vor dem Prüfungstermin erfolgt.

TIPP

Die Vorbereitung auf die mündliche Prüfung sollte Folgendes umfassen:

  • Reaktivierung des gelernten Wissens der schriftlichen Prüfung,

  • Aneignung neuen Wissens der zusätzlichen Prüfungsfächer,

  • Verknüpfung von Wissen aus aktuellen Themen der Tagespresse und

  • Training der Beratungskompetenz im Kurzvortrag.

Für die Umsetzung empfiehlt es sich, das gewohnte Schema aus der schriftlichen Prüfung anzuwenden und eine Aufteilung der Vorbereitung in drei Phasen vorzunehmen:

  1. Aneignung des Wissens (Phase 1)

  2. gefolgt von praktischer Anwendung mit regelmäßigen Wiederholungen (Phase 2)

  3. mit abschließender Prüfungssimulation (Phase 3).

Diese Einteilung in Phasen ist auch hier sinnvoll, da für die mündliche Prüfung wieder zusätzliches Wissen angeeignet werden muss und erst dann die praktische Übung in Kurzvorträgen und Fragerunden erfolgen kann. Wichtig bei der Vorbereitung auf die mündliche Prüfung ist das Anwendungsverständnis. Dies bedeutet, es werden keine Definitionen geprüft, sondern die direkte Anwendung am konkreten Fall (z. B. Bekannter will einen Betrieb eröffnen) bzw. auf das Tagesgeschehen (z. B. Auswirkungen der Leitzinserhöhung)!

Da die ersten Prüfungstermine in einigen Bundesländern bereits Mitte/Ende Januar stattfinden können, sollte Phase 1 spätestens Mitte/Ende Dezember abgeschlossen sein und das praktische Training in Phase 2 beginnen. Nicht zuletzt wird zu diesem Zeitpunkt in einem Teil der Kammerbezirke das Ergebnis der schriftlichen Prüfung bereits verkündet worden sein, so dass der verbleibende Zeitraum für die Vorbereitung auf die mündliche Prüfung feststeht.

TIPP

Die Einteilung der Phasen kann daher zeitlich wie folgt angesetzt werden:

Phase 1: Wissensaneignung (November/Dezember)

  • Verfolgen der (Fach-)Presse,

  • Aneignung der neuen Prüfungsfächer.

Phase 2: Wissensanwendung (Januar [16] bis Prüfungstermin)

  • Kurzvortragstraining,

  • Wiederholen der schriftlichen Prüfungsfächer,

  • (weiterhin) Verfolgen der (Fach-)Presse.

Phase 3: Prüfungssimulation (1–2 Wochen vor dem Prüfungstermin)

Achten Sie in allen Phasen der Vorbereitung wieder darauf, die Balance und den inneren Ausgleich zu bewahren. Gönnen Sie sich die notwendigen aktiven und passiven Pausen, die Sie für Ihr Wohlbefinden benötigen. Berücksichtigen Sie die jeweils eigenen Umstände und Bedürfnisse bei der Gestaltung der Lernphasen, damit die Vorbereitung zielführend erfolgen kann und Sie kompetent und selbstbewusst in der Prüfung auftreten.

III. Konkrete Ausgestaltung der Vorbereitungsphasen

1. Verfolgen der Fachpresse

Nach der schriftlichen Prüfung ist man für Ablenkung dankbar, so dass der Einstieg durch das Verfolgen der Tagespresse gut umsetzbar ist. Suchen Sie sich die für Sie geeignete Informationsquelle aus und folgen Sie dieser. Erfahrungsgemäß lohnt es sich nicht, mehrere gleichartige Quellen zu nutzen (z. B. steuerliche Newsletter), jedoch lässt sich eine gute Informationsquelle durchaus mit einer weiteren für Einzelthemen oder zur Vertiefung ergänzen (z. B. Podcasts).

Dieser Beitrag geht noch weiter. Den vollständigen Beitrag lesen Sie in der NWB Datenbank unter NWB AAAAJ-21442 als Teil Ihres Abonnements des Themenpakets NWB Steuer + Studium.

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Fundstelle(n):
SteuerStud 11/2022 Seite 719
NWB AAAAJ-21442


1Zum richtigen Klausurtraining vgl. bereits Kandler, SteuerStud 4/2022 S. 49 NWB GAAAI-04138.

2Liste zu beliebten Kurzvortragsthemen bei Lehmann/Jahn, SteuerStud 11/2022 S. 704, 713 ff. NWB QAAAJ-21441.

3Auch möglicherweise zu „aktualisierendes“ Wissen infolge aktueller Neuerungen aus der Gesetzgebung, Rechtsprechung und Verwaltung! Start unserer Reihe der simulierten Prüfungsgespräche in dieser Ausgabe mit einem Gespräch zu den Themen Lohnsteuer und Umsatzsteuer: Bulla, SteuerStud 11/2022 S. 723 NWB KAAAJ-21443.

4Zu den „nicht-steuerlichen“ Themen in der mündlichen StB-Prüfung startet in dieser Ausgabe unsere Reihe der Fragen-Antworten-Kataloge mit einer Ausarbeitung zum Bürgerlichen Recht zzgl. SteuerStud WissensCheck: vgl. Grädler, SteuerStud 11/2022 S. 732 NWB UAAAJ-21444.

5Alle SteuerStud-Lernmaterialien zur Vorbereitung auf die mündliche StB-Prüfung 2023 haben wir auf einer Übersichtsseite in der NWB Datenbank für Sie zusammengestellt, dem PrüfungsCoach mündliche StB-Prüfung 2023 NWB FAAAJ-21838.

6In Vorbereitung für SteuerStud-Ausgabe 12/2022: Fragen-Antworten-Katalog zzgl. SteuerStud WissensCheck von Grädler.

7Vgl. hierzu den Fragen-Antworten-Katalog zzgl. SteuerStud WissensCheck von Grädler, SteuerStud 11/2022 S. 732 NWB UAAAJ-21444.

8In Vorbereitung für SteuerStud-Ausgabe 1/2023: Fragen-Antworten-Katalog zzgl. SteuerStud WissensCheck von Pinter.

9In Vorbereitung für SteuerStud-Ausgabe 2/2023: Fragen-Antworten-Katalog zzgl. SteuerStud WissensCheck von Dürrschmidt.

10In Vorbereitung für SteuerStud-Ausgabe 2/2023: Fragen-Antworten-Katalog zzgl. SteuerStud WissensCheck von Baretti/Brähler.

11In Vorbereitung für SteuerStud-Ausgabe 1/2023: Fragen-Antworten-Katalog zzgl. SteuerStud WissensCheck von Beyme.

12Zum Prüfungsablauf vgl. Lehmann/Jahn, SteuerStud 11/2022 S. 704, 705 ff. NWB QAAAJ-21441.

13Lesen Sie daher die simulierten Prüfungsgespräche! Neben den „Dauerbrennern“, die die Autoren aufgrund einer jährlichen Auswertung der Prüfungsprotokolle kennen, werden hier Neuerungen aus der Gesetzgebung, Rechtsprechung und Verwaltung eingearbeitet. Zur höchstrichterlichen Rechtsprechung vgl. auch den SteuerStud RechtsprechungsRadar (in dieser Ausgabe zur Einkommensteuer – Überschusseinkünfte: Bleschick, SteuerStud 11/2022 S. 694 NWB GAAAJ-21440).

14Analyse zur Themengewichtung darüber hinaus bei Wirth/Brähler, SteuerStud 11/2021 S. 741 NWB FAAAH-87510.

15Diese Auswertung ist nur beispielhaft, da auch unvollständige Protokolle in die Auswertung einbezogen wurden und manche Rechtsgebiete daher unvollständig protokolliert sind. Hierbei ist des Weiteren zu beachten, dass in den Fragerunden häufig Verknüpfungen zu anderen Rechtsgebieten abgefragt werden, so dass einige Rechtsgebiete mehrfach genannt wurden und in der Auswertung mit einer höheren Quote erscheinen. Zudem ist das Prüfungsfach „Bilanzierung“ z. T. unter dem Rechtsgebiet „Ertragsteuern“ abgebildet, so dass die Daten statistisch nicht korrekt dargestellt werden können.

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