Gesunde Unternehmen gestalten – äußere und innere Stressoren entkräften

Nichts bleibt, wie es ist – das gilt auch für die Arbeitswelt! Digitalisierung und technologischer Fortschritt zwingen Arbeitgeber zur Dynamik, Arbeitnehmer: innen zu neuen Karrierewegen und ganze Unternehmen zur Neustrukturierung. Diese äußeren Faktoren treffen zunehmend auf eine Generation mit gewandelten Werten – immer weniger Menschen haben Lust, ihre Lebenszeit mit sinnloser Arbeit zu verbringen. Sie möchten sich als Person einbringen mit ihren Interessen und mitgestalten.

In dieser Gemengelage – wachsende Unvorhersehbarkeit und Dynamik in den Märkten und ein Arbeitnehmermarkt mit mündigeren Menschen und veränderten Werten – sind die Unternehmen gefordert, den Umgang mit Veränderungen gesund zu moderieren.

Da es oftmals schwierig ist, sich mit der eigenen Stressbelastung auseinanderzusetzen und es unterschiedlichste Auslöser gibt, bietet sich das Arbeiten mit einer Stresspräventionsanalyse an. Wissen alle im Unternehmen, welche äußerlichen Reize zu positiven oder negativen Reaktionen führen? Welche Bewältigungsstrategien stehen ihnen zur Verfügung? Wenn sich Arbeitgeber:innen und Arbeitnehmer:innen darüber im Klaren sind, können sie insbesondere mit negativen Reizen optimal umgehen.

Der bewusste Umgang mit dem Thema Stress sorgt generell für eine gute Arbeitsatmosphäre am Arbeitsplatz. Denn der offene Umgang hilft nicht nur den Betroffenen, sondern auch dem Umfeld, da es zumindest auf die äußern Stressoren Einfluss nehmen kann. Aus diesem Grund gehen viele Unternehmen das Thema schon an, meist unter dem Begriff „New Work“ oder Arbeitswelt 2.0. Arbeitgeber:innen versuchen diesen neuen Anforderungen positiv entgegenzutreten und eine Arbeitswelt zu gestalten, in der die Leistungsfähigkeit aller und damit des Unternehmens weiterhin erhalten bleibt.

Doch was konkret kann man tun, um ein solch gesundes Unternehmen zu gestalten

Zum einen geht es darum strukturell einen Rahmen zu schaffen, in dem sich die Menschen sicher bewegen können. Zum anderen geht es darum, die Menschen selbst zu befähigen, sich selbst zu führen im Umgang mit den Anforderungen an sie. Und das betrifft alle im Unternehmen und dabei reicht es nicht aus, gesunden Obstteller und Sportangebote anzubieten.

Rahmen geben und Spielräume schaffen – gelebte Unternehmenskultur

Es gilt, die Arbeitsbedingungen z.B. „Was wollen wir erreichen?“, die Erfolgskriterien für geleistete Arbeit sowie die Arbeitszeiten und Arbeitsabläufe klar und verständlich zu kommunizieren. Der jeweilige Arbeitsplatz entspricht im besten Fall den fachlichen Qualifikationen der Mitarbeitenden und dessen zeitlichen Kapazitäten sowie Interessen und die Erwartungen und Verantwortlichkeiten sind klar und transparent geregelt.

Folgende Fragen können Ihnen dabei helfen, die äußeren strukturellen Stressfaktoren förderlich zu gestalten und so eine leistungsfähige und gesundheitsförderliche Unternehmenskultur zu gestalten:

  • Ist der Zweck des Unternehmens für alle klar erkennbar und können sich alle mit diesem identifizieren. > Vision/Purpose
  • Sind die konkreten Ziele, die sich daraus ableiten kommuniziert und allen bekannt? > strategische Ziele auf Unternehmensebene
  • Kennen alle die Erfolgskriterien zur Zielerreichung? Ist der Anspruch allen transparent? > Können alle selbständig erkennen, wann das Ziel erreicht ist?
  • Bleibt Raum und Möglichkeit, das WIE der Zielerreichung selbst mit zu gestalten? > Haben die Mitarbeitenden die Möglichkeit, sich selbst auszuprobieren? Selbst zu entscheiden, wie sie eine Aufgabe lösen?
  • Kann ich als Mitarbeiter:in meine Kompetenzen einbringen oder gar erweitern? > kann ich selbst erleben, auch durch Feedback, wie ich mich weiter entwickeln kann? Wie wird mit Fehlern umgegangen?
  • Habe ich alle Informationen für die konkrete Aufgabenerfüllung zur Verfügung? Sind Informationen wie Zahlen, etc. unabhängig von Hierarchie zugänglich?
  • Wie gehen wir im Unternehmen miteinander um? > welche Werte werden im Unternehmen gelebt? Wie gehen wir mit Konflikten um?

 

Über diese Rahmenbedingungen gilt es im Unternehmen einen Konsens herzustellen, er gibt Orientierung und Sicherheit sich als Einzelner zu entfalten und für den gemeinsamen Erfolg einzubringen.

Zeichnung Spiel Raum

 aus „Mutig führen“ von Ulla Domke und J.Martin Granica, 2019 Schäffer-Poeschel Verlag Stuttgart, Illustration von Michael Hüter

 

Gleichzeitig wird deutlich, dass damit auch die Anforderungen an den Einzelnen steigen, womit wir bei den inneren Faktoren für eine gesunde Arbeitskultur sind.

Stress ist so individuell wie jeder Mensch einzigartig ist. Was den Einen verrückt macht, lässt den Andern nur müde lächeln. Stressauslöser können zum Beispiel Konflikte, die Angst Fehler zu machen, der Umgang mit Kritik, Enttäuschung, Versagensangst, Unsicherheit und Überforderung sein. Sind beispielsweise die Verantwortlichkeiten und Aufgabenfelder nicht klar kommuniziert, kann das zu Konflikten führen, die Energie binden und Stress auslösen. Stress lässt sich also nicht verallgemeinern. Welche Stressdosis verträglich ist kommt ebenfalls aufs Individuum an.

So unterschiedlich wie die Auslöser, so sind es auch die Strategien, um kräftezehrende Situation zu bewältigen. Um alle in ihr volles Potential zu bringen und um ein Ausbrennen zu vermeiden, lohnt es sich die Auslöser – Stressoren zu erkennen und die eigenen Bewältigungsstrategien einmal genauer zu betrachten.

Als innere Stressoren gelten alle Denk- und Verhaltensweisen, denen jede: r individuell unterliegt. Oftmals erschweren etablierte Denkmuster effektives Handeln. Ein Beispiel. ein:e Berater:in die/der Top Leistungen erbringt stresst es vielleicht zu delegieren oder sich Konflikten zu stellen. Die Erfahrung führt dann eventuell dazu, dass sich Betroffene nicht abgrenzen können oder die eigenen Grenzen nicht erkennen und immer tiefer in die „Stress“-Falle tappen. 

Die Annahme, dass kurzfristige Phasen der Erholung (Sport, Mentaltraining, etc.) schon reichen um das Stresslevel zu senken wirkt bei hoher Belastung oftmals nicht mehr. Die Stresspräventionsanalyse geht in die Tiefe und erkennt die Wurzel des Problems. Ist die Ursache der Stressoren erkannt kann eine spezifische Strategie entwickelt werden. Durch die Analyse werden Denkmuster und Fertigkeiten aufgedeckt und es können neue wirksame Stressbewältigungsstrategien entwickelt werden.

Zusammenfassend ist zu sagen, dass die Stresspräventionsanalyse sowohl die äußeren als auch die inneren Stressoren aufdeckt.  Sind die Trigger erkannt kann eine individuelle Stressbewältigungsstrategie entwickelt und in den Berufsalltag implementiert werden.

Durch die Analyse wird die Arbeit sicherlich nicht weniger werden, doch wird sie durch das Bewusstsein der Stressfaktoren handhabbar und leichter. Letztendlich  wird damit Gesundheit und Leistungsfähigkeit erhalten und der Erfolg des Unternehmens dauerhaft gesichert

Autorinnen

Sandra Senftleben, Dipl. Betriebspädagogin, systemischer Coach, Organisationsentwicklerin NWB Verlag GmbH & Co KG und

Marzena Sierant, StB, Dipl. Pädagogin, Betriebspädagogin und Coach Stresspräventions – Coaching, Training und Beratung


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