Jahresabschlussanalyse – Mit Kennzahlen Krisen früher erkennen und gegensteuern

Gerade in wirtschaftlich schwierigen Zeiten ist es wichtig, mögliche Krisen frühzeitig zu erkennen. Der Jahresabschluss kann auf Gefahren hinweisen, die nicht auf den ersten Blick zu erkennen sind.

1. Krisenursachen

Innerbetriebliche Ursachen

Krisen sind selten nur auf eine Ursache zurückzuführen. Erst die Kombination mehrerer Auslöser, die sich oftmals wechselseitig verstärken, gefährdet ein Unternehmen. Bei den innerbetrieblichen Ursachen sind meist Managementfehler und eine mangelnde Eigenkapitalausstattung maßgebliche Gründe. Erstere betreffen in der Regel die Geschäftsführung bzw. Organisation, Kalkulationsfehler, die Investitionspolitik sowie das Produktprogramm.

Krisenursachen im Absatzbereich

Die Unternehmenskrise wird im Absatzbereich offenkundig. Krisenursachen resultieren etwa aus einer falschen Marktbeurteilung, einer unzureichenden Produktpalette und Problemen aus der Auftragsstruktur (z. B. Bindung an einen Großkunden). Weitere Schwachstellen sind eine schlechte Akquisitionstätigkeit, Mängel in der Preisgestaltung, Distribution und im Service sowie zu hohe Vertriebskosten.

Krisenursachen im Produktionsbereich

Im Bereich der Produktion sind vor allem Leerkosten bei der Kapazitätsauslastung und eine unrationelle Produktionstechnik krisenfördernd. Bei der Beschaffung liegen häufige Schwachstellen vor allem in falschen bzw. zu wenigen Beschaffungsquellen sowie nicht marktgerechten Beschaffungspreisen und Zahlungsmodalitäten.

Strategische Krisen

Strategische Krisen betreffen die schleichende Erosion oder auch plötzliche Zerstörung zentraler Erfolgspotenziale des Unternehmens wie Innovativität, Qualität oder Preiswürdigkeit der Leistungen. Sie resultieren z. B. aus einem Verpassen des technologischen Anschlusses oder einer nicht zielgruppengerechten Marketingstrategie.

Operative Krisen

Bei operativen Krisen bestehen Mängel vor allem im Bereich der Leistungserstellung, z. B. Abhängigkeiten von Lieferanten, Mängel in der Produktivität oder Fehlkalkulationen. Die operative Krise mündet in rückläufige (absolute) Erfolgs- bzw. (relative) Rentabilitätskennzahlen. Hieraus folgen eine Auszehrung der Eigenkapitaldecke und das Erfordernis einer verstärkten Mittelaufbringung im Wege der Fremdfinanzierung. Bei anhaltender Erfolglosigkeit kommt es zum Unvermögen, fällige Zahlungsverpflichtungen zu erfüllen.

2. Grenzen der Kennzahlenanalyse

Die in der Praxis bedeutendste Grenze der Kennzahlenanalyse besteht in der Gefahr einer unreflektierten Interpretation von Kennzahlenausprägungen oder -entwicklungen im Sinne einer „Zahlengläubigkeit“. Fehlinterpretationen können etwa folgende Ursachen haben:

Nicht bei jeder Kennzahl kann eine eindeutige „gewünschte“ Ausprägung vorgegeben werden. So wird eine hohe Anlagenintensität in der Regel als negativ beurteilt, weil das Unternehmen insoweit anfällig gegenüber Konjunktur- bzw. Auslastungsschwankungen ist. Andererseits ist es Bestandteil einer Technologieführerschaft und damit einer anerkannt Erfolg versprechenden Unternehmensstrategie, über einen modernen Anlagenpark zu verfügen. Aus Sicht einer oberflächlichen Kennzahleninterpretation werden Unternehmen für Modernität „bestraft“ und für Veralterung „belohnt“.

Eine Kennzahlenentwicklung kann ohne Kenntnis ihres Zustandekommens nicht sinnvoll bewertet werden. So kann ein Anstieg der Eigenkapitalrentabilität einerseits aus einer hohen Profitabilität der Geschäftstätigkeit resultieren (dies ist als positiv zu bewerten), andererseits aber auch aus einem Abschmelzen der Eigenkapitaldecke bei gleicher oder leicht gesunkener Profitabilität herrühren (d. h. aus der Mechanik des sog. „Leverage-Effekts“), letztere Entwicklung wäre als risikobehaftet einzustufen.

3. Wie unterstützt mich das Themen-Special?

Professor Dr. Mathias Graumann zeigt Ihnen in dem Themen-Special „Jahresabschlussanalyse – Mit Kennzahlen Krisen früher erkennen und gegensteuern“, wie Sie mit einer Jahresabschlussanalyse die Vermögens-, Finanz- und Erfolgslage eines Unternehmens untersuchen. Sie lernen die relevanten Kennzahlen ebenso kennen wie wirksame Maßnahmen, mit denen Sie gegensteuern können.

 

Lächelnde Frau und PDF zu Jahresabschlussanalyse

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