So erreichen Sie Zahlungssicherheit trotz Wechselkursänderungen

Spätestens durch den aktuellen deutlichen Anstieg des Dollarkurses im Verhältnis zum Euro haben viele Unternehmen erkannt, dass man sich im Rahmen der Planung auch mit der Entwicklung von bestimmten Wechselkursen befassen muss.

Welche Unternehmen sind von Wechselkursänderungen betroffen?

Grundsätzlich sind importierende und exportierende Unternehmen gleichermaßen betroffen.

Derzeit sind vor allem die Unternehmen negativ betroffen, deren wesentlicher Warenbezug ursprünglich aus dem asiatischen Raum stammt.

In vielen dieser Fälle wird der Warenbezug in US-Dollar fakturiert.

Dabei spielt es keine Rolle, ob Unternehmen diese Waren selbst importieren und in US-Dollar bezahlen oder die Waren über einen im EU-Raum ansässigen Großhändler beziehen und diesen in Euro bezahlen: Der betreffende Großhändler wird im Regelfall versuchen, seine durch die Wechselkursänderungen beeinflussten höheren Bezugskosten an seine Abnehmer weiterzugeben.

Damit wird verständlich, dass unabhängig davon, in welchen Währungen man bezogene Waren oder Vorleistungen tatsächlich bezahlt, der Wechselkurseinfluss immer berücksichtigt werden muss.

Auch exportierende Unternehmen müssen Überlegungen anstellen, wie man mit zukünftig möglichen Wechselkursänderungen umgeht: So stark und schnell, wie in der letzten Zeit der Dollarkurs im Verhältnis zum Euro angestiegen ist, kann er auch wieder sinken.

Dann wären die in US-Dollar eingehenden Zahlungen nicht mehr ausreichend, um den erwarteten Umsatz in Euro zu generieren.

Zudem können dann negative Wirkungen auf die absetzbaren Mengen entstehen, die in US-Dollar abgerechnet werden.

Wie groß ist das Risiko bei Wechselkursänderungen?

Allein im Zeitraum vom 2.2.2022 bis zum 24.8.2022 hat sich der Wechselkurs von 1,13 USD/EUR auf 1,00 USD/EUR verändert. Damit werden aus Sicht des deutschen Einkäufers die mit USD zu bezahlenden Warenbezüge um 13 % teurer.

Nicht in allen Fällen wird es gelingen, diese Erhöhung der Einkaufspreise in vollem Umfang an die eigenen Kunden weiterzugeben.

(Hinweis an dieser Stelle: Unternehmen, die im gleichen Umfang Verkäufe in US-Dollar fakturieren können, erreichen einen „natürlichen“ Ausgleich dieser Wechselkursänderungen.)

Neben dieser tatsächlichen Erhöhung der Einkaufspreise in Euro durch die Verschlechterung des Wechselkurses bleibt die Unsicherheit über die weitere Entwicklung in diesem Bereich.

Damit bestehen weitere Risiken, die im Rahmen der Planung und dann auch des Handelns berücksichtigt werden müssen.

Wie könnte man nun dieses Risiko verringern?

Zunächst sollte ermittelt werden, welchen Umfang das Wechselkursrisiko im Verhältnis zu anderen Liquiditätsströmen bzw. dem eigenen Cashflow hat.

Wie bei anderen Risiken gibt es hier folgende Möglichkeiten:

Risikovermeidung:

Man nutzt die Möglichkeit, direkte Fremdwährungsgeschäfte zu vermeiden, also nur Zahlungsvereinbarungen auf Euro-Basis einzugehen.

  • Ob dies gelingt, hängt von der Branche bzw. der eigenen Marktmacht ab.
  • Zudem bleibt das Risiko der indirekten Folgen einer Wechselkursänderung.

Risikoverringerung:

Man könnte schon bei Auftragserteilung den zukünftig fällig werdenden USD-Betrag tatsächlich beschaffen.

  • Damit hätte man Wechselkursrisiken vermieden, die im Zeitraum von der Auftragserteilung bis zur Zahlungsfälligkeit entstehen.
  • Ob dies möglich ist, hängt von der vorhandenen Liquidität ab.

Risikotragung:

Eine Risikobeurteilung führt zum Ergebnis, dass es sich bezüglich Eintrittswahrscheinlichkeit und möglicher Schadenshöhe um ein vom Unternehmen aus eigener Kraft tragbares Risiko handelt.

Risikoübertragung:

Man versucht, das Risiko an andere zu übertragen.

  • Das können Kunden, Lieferanten oder Banken sein.

Ob die Übertragung an Kunden oder Lieferanten möglich ist, hängt wieder von der eigenen Marktmacht ab.

  • Entsprechend müssten dann Währungsklauseln (ähnlich wie Preisgleitklauseln) vereinbart werden.

Absicherung der Wechselkurse: Hier sprechen Sie am besten mit Ihrer Hausbank. Diese kennt Sie am besten und kann einschätzen, welche Absicherungsmodelle für Sie geeignet sind.

  • Lassen Sie sich hier von Ihrer Bank verschiedene Möglichkeiten zeigen und die zugehörigen Kurse und Gebühren anbieten.
  • Bei häufigeren Fällen und größeren Beträgen sollten Sie auch Angebote von internationalen Anbietern einholen.

Fazit

Es wird nur sehr wenige Branchen geben, die nicht direkt oder indirekt von einem Wechselkursrisiko betroffen sind, da der Preis vieler importierter Waren durch den US-Dollar beeinflusst wird.

Damit gehört die Betrachtung des Wechselkursrisikos grundsätzlich zu den Elementen einer belastbaren Liquiditätsplanung.

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