Online-Nachricht - Donnerstag, 07.04.2022

Einkommensteuer | § 6b EStG - Übertragung stiller Reserven auf einen anderen Betrieb (BFH)

Es ist zweifelhaft, ob aus § 6b EStG eine Befugnis zu gestuften Verwaltungs­verfahren bei rechtsträger­übergreifender Übertragung stiller Reserven abgeleitet werden kann. In dem Besteuerungs­verfahren für den reinvestierenden Betrieb ist nicht mit Bindungs­wirkung für das Besteuerungs­verfahren des veräußernden Betriebs zu entscheiden, ob dort die Veräußerung eines Wirtschaftsguts erst nach dem 31.12.2001 erfolgt und deshalb die gesellschafterbezogene Betrachtung des § 6b EStG anzuwenden ist (BFH, Urteil v. 16.12.2021 - IV R 7/19; veröffentlicht am 7.4.2022).

Sachverhalt: Die Beteiligten streiten u.a. über die Frage, ob der Kläger eine Reinvestitionsrücklage nach § 6b EStG, die er in seinem landwirt­schaftlichen Einzelunternehmen gebildet hatte, auf die beigeladene Personengesellschaft übertragen durfte, im Rahmen der Einkommen­steuer­veranlagung des Klägers zu entscheiden ist, oder im Rahmen der Feststellung der Besteuerungs­grundlagen für die Personengesellschaft.

Hierzu führten die Richter des BFH u.a. weiter aus:

  • Der Ergänzungsbilanzgewinn, der mitunternehmerbezogen den laufenden Gesamthandsgewinn korrigiert, ist eine gesondert festzustellende und selbständig anfechtbare Besteuerungsgrundlage. Eine eigene Klagebefugnis des Mitunternehmers hiergegen besteht nach § 48 Abs. 1 Nr. 5 FGO aber nur dann, wenn dieser Gewinn allein aus den Mitunternehmer betreffenden Gründen streitig ist. .
  • Die Möglichkeit der Rechtsverletzung als Voraussetzung der Zulässigkeit einer Anfechtungsklage ist schon dann gegeben, wenn der Kläger geltend macht, der unmittelbar erstrebte steuerrechtliche Nachteil sei mit einem mittelbaren steuerrechtlichen Vorteil in einem anderen Verwaltungsakt steuerrechtlich verknüpft. .
  • Es ist zweifelhaft, ob aus § 6b EStG eine Befugnis zu gestuften Verwaltungsverfahren bei rechtsträger­übergreifender Übertragung stiller Reserven abgeleitet werden kann. .
  • In dem Besteuerungsverfahren für den reinvestierenden Betrieb ist nicht mit Bindungswirkung für das Besteuerungsverfahren des veräußernden Betriebs zu entscheiden, ob dort die Veräußerung eines Wirtschaftsguts erst nach dem 31.12.2001 erfolgt und deshalb die gesellschafterbezogene Betrachtung des § 6b EStG anzuwenden ist.

 
Quelle: BFH, Urteil v. 16.12.2021 - IV R 7/19; NWB Datenbank (il)

 
Zur Online-Nachricht mit Anmerkung von Richter im IV. Senat des BFH Walter Bode gelangen Sie hier (Login erforderlich).

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